Vertraut und doch fremd. Band 4: Aufbrüche, Krisen, Transformationen

Am 3. Juni findet der letzte Vortrag der Reihe “Basels Geschichte: nah und kompakt” der Volkshochschule beider Basel statt.

Das Schwanken zwischen Aufbruch und Beharren wurde von der Geschichtswissenschaft zur Signatur der Epoche zwischen Reformation und Revolution in ganz Europa erklärt. Auch in Basel brach dieses Spannungsverhältnis immer wieder auf: Religiöse Erneuerungsbewegungen und wiederkehrende Momente orthodoxer Verfestigung, der Aufbruch in den Kapitalismus und seine wachsenden globalen Verflechtungen, Familienherrschaft und Klientelwirtschaft, frühe Formen des Beamtentums und erste Ansätze zu einer modernen Verwaltung, immer neue Formen obrigkeitlicher Disziplinierung und Moralpolitik. All das prägte die Entwicklung dieser eidgenössischen Stadtrepublik.

Hans Holbein d. J. / Peter Vischer (zugeschrieben), Predigt von Oekolampad im Münster, 16. Jahrhundert.
Abb. 1: Hans Holbein d. J. / Peter Vischer (zugeschrieben), Predigt von Oekolampad im Münster, 16.Jahrhundert. In Predigten, zu denen Frauen und Männer zahlreich erschienen, wurde die reformatorische Lehre verbreitet.

Der Vortrag greift schlaglichtartig drei Momente dieser spannungsreichen Geschichte heraus:

  • Mit dem Beitritt zur Eidgenossenschaft und der Reformation erlebte Basel zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine grundlegende Neuorientierung. Die daraus resultierenden Konflikte und Spannungen beschäftigten die Gesellschaft noch fast hundert Jahre lang.

  • An den Kriegen des 17. Jahrhunderts war Basel nicht direkt beteiligt. Dennoch hatten der Dreissigjährige Krieg und die weiteren europäischen Kriege bis in die Anfänge des 18. Jahrhunderts für Basel vielfältige Auswirkungen: Unmittelbare Bedrohungen für den Alltag hielten die Stadt in Atem. Gleichzeitig eröffneten sich vor allem für neue Eliten neue Chancen.

Anonym, Zwei Kavaliere und der Tod vor Basel, 17. Jahrhundert.
Abb. 2:  Die zwei Kavaliere verweisen ebenso auf diplomatische Verhandlungen wie auf Kriegshandlungen vor den Toren. Krieg, Pest und Seuchen machten den Tod zu einer ständigen Bedrohung.
  • Die erfolgreiche Etablierung der Protoindustrialisierung seit den 1670er-Jahren führte zur zunehmenden Integration der Basler Wirtschaft in die Weltmärkte. Im Zuge dieser wachsenden Globalisierung nutzten verschiedene Basler auch weit entfernte Gewinnchancen, wie sie die Karibik als kapitalistische Boom-Zone im 18. Jahrhundert bot.
Abb. 3: Eroberung von St. Eustache durch Admiral Rodney während des Englisch-Französischen Kriegs am 3. Februar 1781.

Quellen

Abbildungen

Abb. 1: Hans Holbein d. J. / Peter Vischer (zugeschrieben), Predigt von Oekolampad im Münster, 16. Jahrhundert: StABS BILD Falk. A 100, https://dls.staatsarchiv.bs.ch/records/582136

Abb. 2: Anonym, Zwei Kavaliere und der Tod vor Basel, 17. Jahrhundert: Kunstmuseum Basel KMB, Inv. 1894.7, https://sammlungonline.kunstmuseumbasel.ch/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=50041&viewType=detailView

Abb. 3: St. Eustache une des Isles d’Antilles dans l’Amerique du Nord: Library of Congress, https://lccn.loc.gov/2004670216

Autor*in

Susanna Burghartz, Professorin für Geschichte der Renaissance und Frühen Neuzeit am Departement Geschichte der Universität Basel, emeritiert seit August 2023