Sehr loyale Diener

Nicht nur Basler Grossbürger sammelten zu Beginn des 20. Jahrhunderts für das Museum der Kulturen Basel. Über 700 Dinge in der Sammlung Europa stammen vom damaligen Abwartsehepaar. Das dafür sogar seine Ferien hergab.

Mit 23 kam Johannes Stuber aus Deutschland nach Basel – auf der Suche nach Arbeit. Nach fünf Jahren fand er eine Anstellung als Museums-Abwart und -Diener, im damaligen “Museum der Stadt Basel”, aus dem u.a. das heutige Museum der Kulturen Basel (MKB) hervorging.

Blick auf das Podest in der Ausstellung «Zwölftausend Dinge», auf dem die Dinge des Ehepaars Stuber präsentiert sind.
Abb. 1: Blick auf das Podest in der Ausstellung «Zwölftausend Dinge», auf dem die Dinge des Ehepaars Stuber präsentiert sind

Bei der Recherche zu ihrer Dissertation “Wie die Dinge zusammenkamen”, aus der die Ausstellung “Zwölftausend Dinge – Anfänge der Sammlung Europa” resultierte, die momentan im MKB gezeigt wird, stiess Kuratorin Tabea Buri auf das Ehepaar Stuber. Johannes hatte inzwischen Rosette Wüthrich geheiratet. Buri deckte auf, dass über 700 Gegenstände durch die Stubers vermittelt, erstanden, dem Museum verkauft oder sogar geschenkt worden waren.

Aus dem Jura

Dies aber nicht immer ganz freiwillig. So legte Eduard Hoffmann-Krayer, Leiter der Sammlung Europa, den Stubers im Jahr 1904 nahe, während ihrer Ferien im Jura nach “volkskundlichen” Dingen Ausschau zu halten. Und er sagte ihnen auch gleich wo: in Courrendlin und Courroux.

In diesem Jahr erst war die Abteilung Europa gegründet worden und Hoffmann-Krayer wollte möglichst viele Neuzugänge verzeichnen. Das Ehepaar tat wie geheissen und brachte u.a. einen Pflug, einen Heurechen und eine Heugabel eines gewissen Herrn Kämpf mit nach Basel. Es ist anzunehmen, dass Rosette dabei die Kommunikation mit den Jurassier*innen übernahm, weil sie wohl eher Französisch sprach.

Die drei erwähnten Geräte sind in “Zwölftausend Dinge” ausgestellt. Sie sind recht gross. Konnten also nicht einfach so im Handgepäck mitgetragen werden.

Von Basler Handwerkern

Etwas einfacher gestaltete sich das Sammeln von Werkzeugen. Stuber, ursprünglich Schreiner, hatte guten Zugang zu lokalen Handwerkern. So belieferte er das Museum mit Dingen von Basler Hufschmiden, Maurern, Schindlern, Schneidern, Schreinern, Spenglern, Tischlern und Zimmermännern.

Schuhmacherwerkzeug, darunter ein Zwickstock aus Liestal, sowie Leisten aus Basel.
Abb. 2: Schuhmacherwerkzeug, darunter ein Zwickstock aus Liestal, sowie Leisten aus Basel

Er erwarb aber nicht nur Objekte, sondern lieferte dazu auch Informationen zu deren Nutzen und Verwendung. Was für seinen Chef sehr wichtig war.

Mit Schuhmacherwerkzeug kannte sich Stuber auch bestens aus, denn er kam aus einer Familie von Schuhmachern. Eingang in die Sammlung und in die Ausstellung fanden Basler Schuhleisten, Böhrerli, Ahlen, Beisszangen, Spitzknochen und Kneipmesser. Alles übrigens Geschenke des Abwarts.

Abb. 3: Schuhlöffel aus Anwil, Basel-Landschaft, und Corcelles, Jura

Die acht ausgestellten Schuhlöffel gehen ebenfalls auf das Konto von Stuber. Er wusste, wie viel Wert sein Vorgesetzter auf Reihen von Dingen setzte. Selbst auf so unspektakuläre wie diese.

Aus der Familie

Und was steckt hinter dem abgeschnittenen Besenstiel? Hoffmann-Krayer interessierte sich für Kerbhölzer, d.h. für Holzscheite, in denen mit Einkerbungen Recht und Pflichten festgehalten wurden. Deshalb schenkte ihm Stuber den Besenstiel einer Putzfrau aus Basel, in den ein Eigentumszeichen eingeritzt ist. Aus dem Privathaushalt der Stubers stammen Teller und Tassen. Rosette Stuber-Wüthrich verkaufte ihrem Chef zudem Taufzettel ihrer Verwandtschaft. Und sie schenkte ihm mindestens fünfmal das Gebäck Schlüfchüechli. Auch diese wurden inventarisiert. Zwei mussten aber inzwischen ausgeschieden werden.

Institutionenporträt

Das Museum der Kulturen Basel ist das grösste ethnologische Museum der Schweiz. Seine Sammlung geniesst Weltruf. Sie zählt mehr als 340 000 Objekte, rund 300’000 Fotografien sowie 400 Filme und Tonaufnahmen. Die Ausstellungen behandeln zeitgenössische und alltägliche Themen.

Quellen

Abbildungen

Abb. 1: Museum der Kulturen Basel, Omar Lemke

Abb. 2: Museum der Kulturen Basel, Omar Lemke

Abb. 3: Museum der Kulturen Basel, Omar Lemke

Autor*in

Museum der Kulturen Basel