Geborgen aus dem Untergrund: Archäologische Funde aus dem Zentrum Basels

Wer heute durch die Freie Strasse und über den Markt in Basel schlendert, ahnt kaum, dass es vor einigen Jahrhunderten hier noch anders aussah: Der Birsig floss offen über den Platz, die Gassen waren eng und der stechende Geruch der Gerberlauge mischte sich mit dem Rauch der Schmelzöfen. Jüngste Ausgrabungen aufgrund der neuen Fernwärmeleitungen haben erstaunliche Erkenntnisse zur Handwerkersiedlung erbracht, die sich rechts und links des Baches entwickelt hatte.

Die Ausstellung «Geborgen aus dem Untergrund», die von der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt in Kooperation mit dem Museum Kleines Klingental realisiert wurde, zeigt diese neuen Funde jetzt erstmals. Zusammen mit ausgewählten Objekten älterer Grabungen führen sie durch 2000 Jahre Geschichte: von der Römerzeit bis in die Moderne.

Schmiede, Gerbereien und ein Dromedar

Eine römische Spolie, die 2022 unter der Freien Strasse freigelegt wurde, könnte von der spätantiken Umfassungsmauer auf dem Münsterhügel stammen. Staunen lässt der Dromedarunterkiefer aus römischer Zeit! Ob damals bereits eine Siedlung im Tal existierte ist weiterhin unsicher. Spätestens ab dem 9./10. Jahrhundert standen jedoch mehrere Häuser in diesem Bereich. Leder- und Textilverarbeitung sind dank der dazu benötigten Werkzeuge und der ausgewöhnlich guten Erhaltung organischer Reste für das frühe Mittelalter nachgewiesen. Aber auch Eisenverhüttung und Schmieden gehörten zu den Gewerken am Birsig. Seltene Funde wie ein Aquamanile, eine Gussform und ein Münzstempel gewähren wertvolle Einblicke in den Alltag des Bürgertums im 14. Jahrhundert. Einen Perspektivenwechsel bieten die Audiostationen: Ausgewählte Objekte erzählen hier ihre Geschichte, während Archäolog*innen diese Funde in Kurzfilmen erklären.

Vater und Tochter hören Audiostorys in Ausstellungsraum
Abb. 1: An Audiostationen erzählen ausgewählte Objekte ihre Geschichte. Ergänzend dazu erläutern Mitarbeiter*innen der Archäologischen Bodenforschung diese Funde in Kurzfilmen

Nichts bleibt wie es war

Für die Verbreiterung der Freien Strasse wurden im 19. Jahrhundert etliche Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Ein Weissmodel verdeutlicht, wie klein der Marktplatz im Spätmittelalter noch war. Erst nach einem Brand im Jahr 1377 liess der Rat zwölf Liegenschaften am Südende zwischen Birsig und der unteren Freien Strasse niederreissen. Verkohlte Ackerbohnen und Tongefässe mit massiven Brandspuren, die in der Ausstellung zu sehen sind, machen die Katastrophe greifbar und zeigen die sozialen Verhältnisse in diesem Stadtviertel. Abschliessend veranschaulicht eine Fotoserie mit historischen und heutigen Aufnahmen die tiefgreifenden Umgestaltungen des letzten Jahrhunderts.

Keramikgefäss in Tierform ausgestellt in einer Vitrine mit Besuchenden im Hintergrund.
Abb. 2: Ein Aquamanile (Handwaschgefäss), das im Brandschutt eines Gebäudes gefunden wurde, zeugt vom hohen Lebensstandard in der Handwerkersiedlung am Markplatz im 14. Jahrhundert

Im Begleitband erläutern Mitarbeitende der Archäologischen Bodenforschung die neuen Entdeckungen vom Marktplatz und wie sich die Freie Strasse zur modernen Flaniermeile entwickelte. Das vielfältige Rahmenprogramm ermöglicht Kindern und Erwachsenen, mehr über den Alltag im Mittelalter und der frühen Neuzeit zu erfahren.

Archäologische Untersuchungen auf dem Marktplatz.
Abb. 3: Bei den Untersuchungen auf dem Marktplatz dokumentierte das Team der Archäologischen Bodenforschung Reste der Häuser, die wohl beim Quartierbrand im Jahr 1377 zerstört wurden

Geborgen aus dem Untergrund – Archäologische Funde aus dem Zentrum Basels

Bis 16.03.2025

Mi, Sa 14-17 Uhr, So 10-17 Uhr

Museum Kleines Klingental

Unterer Rheinweg 26, 4058 Basel

Institutionenporträt

Der Basler Boden ist ein Archiv von unschätzbarem Wert. Zeugnisse von der Frühzeit des Menschen bis zur jüngsten Vergangenheit haben sich darin erhalten. Die Archäologische Bodenforschung setzt sich dafür ein, dieses wertvolle archäologische Erbe zu sichern, zu erforschen, zu bewahren und zu vermitteln.

Quellen

Abbildungen

Abb. 1: Foto: Daniel Spehr, Museum Kleines Klingental

Abb. 2: Foto: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt

Abb. 3: Foto: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt

Literatur

Bernasconi, Marco et al.: Geborgen aus dem Untergrund, Begleitband zur Ausstellung «Geborgen aus dem Untergrund – Archäologische Funde aus dem Zentrum Basels», Museum Kleines Klingental, 18. Mai 2024 bis 16. März 2025, Basel 2024.

Simon, Graber et al.: Über den Spuren der Anderen: Ausgrabungen zur Fernwärmeleitung im Jahr 2022, in: Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt 2022, Basel 2023, 81-113. Open Access: https://doi.org/10.12685/jbab.2022.81-113

Billo, Sven et al.: Die Entwicklung der unteren Talstadt vom Randgebiet zum urbanen Zentrum Basels, in: Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt 2019, Basel 2020, 79-122. Open Access: https://doi.org/10.12685/jbab.2019.79-122

Autor*innen

Marion Benz und Sarah Wicki