Datastory: Verbriefte Märkte – Seidene Beziehungen

Veröffentlicht am 12.5.2025 #Story

In diesem Blog-Beitrag stellen wir die Datastory Verbriefte Märkte – Seidene Beziehungen vor.

Der Beitrag von Yiğit Topkaya analysiert die Handelsbeziehungen zwischen Basel und dem Osmanischen Reich im 19. Jahrhundert anhand des Seidenhandels. Im Zentrum steht der Basler Kaufmann Emanuel Falkeisen, der ab den 1830er Jahren ein weit verzweigtes Handelsnetzwerk zwischen Bursa, Basel und weiteren europäischen Städten aufbaute. Er agierte als Vermittler zwischen osmanischer Rohseidenproduktion und der exportorientierten Basler Seidenbandindustrie, insbesondere für Firmen wie Forcart-Weiss & Söhne oder Burckhardt-Wildt.

Falkeisen war nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch sozial integriert – etwa durch Konsulsämter und Kooperationen mit levantinischen Handelshäusern wie Glavany oder Bonnal. Diese transimperialen Netzwerke funktionierten über Geschäftsbriefe, Bankiers, Agenten, Transportinfrastruktur (Dampfschiffe, Eisenbahn) und technologischen Wandel. Der Beitrag beleuchtet auch, wie sich der Seidenmarkt in Bursa durch den europäischen Freihandel wandelte: von lokaler Produktion zu einer Rohstoffquelle für europäische Industrien.

Parallel dazu professionalisierte sich die Basler Bandproduktion – zuerst als Verlagssystem, später zunehmend mechanisiert. Die Nachfrage verlagerte sich mit der Zeit von Europa in den globalen Markt, etwa in die USA oder die Levante. Die Integration lokaler Märkte in den Welthandel wird als Teil eines historischen Globalisierungsprozesses beschrieben, der auf Wissens- und Korrespondenznetzwerke angewiesen war.

Fotographie einer mechanisierten Seidenspinnerei in Bursa, um 1887.
Abb. 1: Mechanisierte Seidenspinnerei in Bursa, um 1887.

Der Text endet mit dem Niedergang: Infolge geopolitischer Umwälzungen, Veränderungen in Mode und Textiltechnologie sowie dem Ende extraterritorialer Handelsprivilegien für Europäer verlor die Seidenbandindustrie ihre globale Relevanz. Die historischen Spuren dieser Beziehungen sind heute u. a. in Wirtschaftsarchiven erhalten.

Was ist eine Datastory?

Data Storytelling ist eine innovative Methode, bei der erzählerische Elemente und Daten miteinander kombiniert werden, um komplexe Informationen und Forschungsergebnisse in einer zugänglichen und ansprechenden digitalen Form zu präsentieren. Im Kontext von Stadt.Geschichte.Basel nutzen Autor*innen und Autoren-Kollektive diese Technik, um Geschichten und Forschungsdaten aus dem Projekt aufzubereiten und so die faszinierende Historie von Basel auf neue und spannende Weise zu vermitteln.

Interessiert für mehr?

Im Museum.BL finden immer wieder öffentliche Führungen zur Geschichte der Seidenbandindustrie in Basel statt – zuletzt am 10. Mai 2025. Farbenprächtig gewobene Seidenbänder mit unterschiedlichen Motiven in diversen Qualitäten sowie Kokons, Spüeli, Schiffli und Druckstöcke liegen während dieser Führung durch die Ausstellung «Seidenband. Kapital, Kunst & Krise» zum Ertasten bereit.

Weitere Infos

Quellen

Abbildungen

Abb. 1: Universitätsbibliothek Basel, AV XIV 9

Autor*in

Redaktion Stadt.Geschichte.Basel