Das Seidenband. Aus dem Leben einer Baselbieter Posamenterin

Veröffentlicht am 22.8.2024, zuletzt geändert am 3.9.2024 #Allgemein#Veranstaltungshinweis#Zeitgeschichte

Die Seidenbandweberin Elsbeth aus dem Föiflibertal ist die Hauptprotagonistin in der Theaterführung im Museum.BL. Sie nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise ins Baselbiet der 1930er- und 1940er-Jahre, als farbenprächtige Seidenbänder aus der Region die internationale Mode zierten.  

Die ganze Region, von der Stadt Basel bis hin zum «Föiflibertal» – dem Tal in der hinteren Frenke, das besonders viele Posamenterfamilien beherbergte – hing einst buchstäblich am seidenen Faden. Die Seidenbandindustrie war über 200 Jahre lang der wichtigste Erwerbszeig und prägte die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Region Basel bis ins 20. Jahrhundert. Die Seidenbänder wurden lange Zeit in Heimarbeit gewoben und in die ganze Welt exportiert.

Fotographie von Seidenbänder in der Ausstellung.
Abb. 1: Seidenbänder in der Ausstellung «Seidenband. Kapital, Kunst und Krise»

Elsbeth, die Heimposamenterin

Elsbeth stammt aus einer Posamenterfamilie und half schon als Jugendliche zu Hause bei der Seidenbandweberei mit. Auch Elsbeths Ehemann war einst Heimposamenter, bevor die Seidenbandfabrik in Ziefen seine Arbeit übernahm. Es ist in Elsbeths Stube in Reigoldswil. Der mechanische Sägerwebstuhl, der dort steht, ist imposant, knapp 5 Meter lang. Und er rattert unaufhörlich.

Posamenterin Elsbeth bei ihrer Arbeit am Schiffchen-Webstuhl.
Abb. 2: Theaterführung in der Ausstellung «Seidenband. Kapital, Kunst und Krise»: Posamenterin Elsbeth bei ihrer Arbeit am Schiffchen-Webstuhl

Die Basler Seidenfabrikanten entlöhnten ihre Heimposamenterinnen nach Anzahl Meter gewobenem Band. Die Webstühle gehörten den Fabrikherren und diese konnten sie den Posamentern auch grundlos wegnehmen. Regelmässig erhielten diese Besuch vom Visiteur, der ihre Arbeit kontrollierte. Und um die Fabrikanten zufriedenzustellen, sahen sich viele genötigt, länger als das gesetzlich festgelegte Höchstmass von 12 Stunden täglich zu weben.

Die Seidenbandweberei, ein Familienunternehmen

Die ganze Familie beteiligte sich an der Posamenterei. Die Erwachsenen lösten sich am Webstuhl ab, auch während des Kochens oder während der Arbeit auf dem Feld und im Stall. Nach der Schule hielten die Kinder die Spüeli-Maschine ajour. Durch ihre alltägliche Mithilfe beim Weben wuchsen sie in das Gewerbe hinein und nach der Konfirmation schickte ihnen der Fabrikant einen Webstuhl. 1906 führte der «Posamenterverein Baselland» Webfachkurse ein, in denen die Jugendlichen neben Webstuhl- und Materialkunde auch Buchhaltung oder das Schreiben von Briefen lernten. Für viele Mädchen und Buben aus den Posamenterfamilien stand die Frage nach der Berufswahl daher kaum zur Diskussion.

Heute sind die einst weltweit begehrten Basler Seidenbänder Geschichte: Die letzte Bandfabrik in Ziefen schloss 2001 ihre Tore. Die Theaterführung «Das Seidenband. Aus dem Leben einer Baselbieter Posamenterin» im Museum.BL lässt diese Zeit wiederaufleben.

Seidenwaren in der Ausstellung «Seidenband. Kapital, Kunst und Krise».
Abb. 3: Seidenwaren in der Ausstellung «Seidenband. Kapital, Kunst und Krise»

Für Interessierte findet am 1.12.2024 von 14.00–15.00 Uhr eine öffentliche, kostenlose Theaterführung statt.

Jederzeit buchbar ist die Führung für Gruppen unter [email protected] für CHF 160.–.

Für Schulklassen aus den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt sind die Führungen kostenlos.

Institutionenporträt

Das Museum.BL verknüpft Gegenwärtiges mit Vergangenem und Lokales mit Globalem. Mit der Archäologie BL betreut es über 2 Mio. Originale in seinen vielfältigen Sammlungen. Diese umfassen die Bereiche Archäologie, Naturkunde, Alltagskultur, Textilien, Kunst und Fotografie.

Quellen

Abbildungen

Abb. 1-3: Fotos: Museum.BL

Autor*in

Susanne Stern