Geschichte on Air: Studierende erzählen die Umnutzung der Basler Kaserne
Studierende des Departements Geschichte haben im Herbstsemester 2025 eine Radioserie über die Umnutzung des Kleinbasler Kasernenareals produziert. Die sechs Folgen spannen ein vielfältiges Panorama auf – vom Ausstellungsraum Klingental über das feministische Frauenzimmer bis zum Boxclub.
Die Transformation des Basler Kasernenareals seit den 1970er Jahren
Das Basler Kasernenareal hat eine lange Geschichte. Mit dem Bau der Kaserne (eröffnet 1863) erhielt das auf das Dominikanerinnenkloster Klingental (gegründet 1274) zurückgehende Ensemble die Grundzüge seiner heutigen Gestalt. Zahlreiche kleinere und grössere Umbauten spiegeln die sich verändernde Nutzung in den vergangenen gut eineinhalb Jahrhunderten. Die deutlichsten Spuren hat die Umnutzung zum Quartiertreffpunkt, Kultur- und Bildungsareal seit den 1970er Jahren hinterlassen. Seither bietet oder bot das Kasernenareal Raum für eine Frauenbeiz, eine Moschee, Gastronomie, Sport, Kultur, Bildung, soziale Dienste u. a. m. Es entwickelte sich ein Biotop soziokultureller Nutzungen, die anfangs stark im Alternativmilieu verwurzelt waren. Heute ist das Areal ein Treffpunkt mit vielfältigsten Angeboten, die aus dem Stadtleben kaum mehr wegzudenken sind und teilweise auch über Basel hinaus strahlen: Institutionen wie die Kaserne Basel oder das Junge Theater Basel, temporäre Aktivitäten wie das Tattoo und offene Alltagsangebote wie der Quartiertreffpunkt.
Solche Transformationen ehemals militärisch oder industriell genutzter innenstädtischer Areale stehen beispielhaft für den Wandel urbaner Räume durch neue Formen der Arbeit, des politischen Engagements und des Konsum- und Freizeitverhaltens im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Die Frage, wer mit welchen Ideen zum Zuge kommen, wie die Institutionen geführt und wie sie finanziert werden sollen, war und ist immer wieder heiss umkämpft. Das gilt auch für das Basler Kasernenareal.
Das Projekt: von der Oral History zur Radioserie
Künstler*innen, Theaterschaffende, Architekt*innen, Nachbar*innen und stadtpolitisch Engagierte der 1960er bis 1980er Jahre, jene Generation, die diesem bunten urbanen Schmelztiegel und «Dorfplatz» den Weg geebnet hat, ist mittlerweile in einem fortgeschrittenen Alter. Es ist wertvoll, ihre Stimmen, ihre Sichtweisen, ihre Erinnerungen an diesen wichtigen Aspekt der neueren Stadtgeschichte zu dokumentieren. Deshalb wurden im Frühlingssemester 2025 im Rahmen eines Seminars am Departement Geschichte unter der Leitung von Prof. Dr. Peter-Paul Bänziger zehn längere Oral History-Gespräche mit Zeitzeug*innen aufgezeichnet und dem Staatsarchiv Basel-Stadt übergeben.
Um die Arbeit einem breiteren Publikum zu vermitteln, wurden in einer weiteren Lehrveranstaltung im Herbstsemester 2025 aus den Gesprächen und weiteren Materialien sechs Radiosendungen produziert. Sie widmen sich dem Umnutzungskonzept «Ent-stoh-lo», dem Ausstellungsraum Klingental, dem Spielestrich, dem Modellzivildienst von 1976, dem feministischen Frauenzimmer und dem Boxclub. Während Wissenschaft und Öffentlichkeit wertvolle Zeugnisse und Beiträge zur Lokalgeschichte Basels erhalten, wurde den Studierenden ein Einblick in die Geschichtsvermittlung und ein potentielles künftiges Berufsfeld geboten (vgl. die Campus Story von Shania Imboden).
Die Radioserie wird vom 26. bis 31. Dezember 2025, jeweils morgens um 8 Uhr, von Radio X ausgestrahlt. Anschliessend kann sie auf radiox.ch angehört werden. Sie entstand in Kooperation mit der Storie Kulturagentur und dem Verein den–K–mal. Produziert wurde sie im New Media Center der Universität Basel, finanziell unterstützt ie Lehrveranstaltung durch Beiträge des Departement Geschichte der Universität Basel und des Fonds zur Förderung von Lehre und Forschung der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft Basel (FAG).